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WASSERSTOFF-KERNNETZ IST BESCHLOSSEN Die halbe Lausitz ist am Netz

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Der Bund hat entschieden, wo die Schwerpunkte einer künftigen Wasserstoff-Wirtschaft liegen sollen. Die Startbedingungen für die Lausitz sind demnach semi-günstig. Wie geht es nun weiter?

News aus: neuelausitz.de/articles/euz3JvdpNZ/post/aqkf0wCpYcYQari3RtXyTm3JUzfRiVJmZbcSz

 

Drei Dinge gefallen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/die Grünen) am Wasserstoff-Kernnetz besonders gut. Das Tempo seines Entstehens ist „rekordverdächtig“. 9.000 Kilometer Leitung sind geplant. Und alle Bundesländer sind angeschlossen. Die Lausitz indes erreicht das an diesem Dienstag genehmigte Netz nur teilweise.

Habeck präsentierte das Netz in Berlin zusammen mit Vertretern von Netzbetreibern und Bundesnetzagentur. Eine Neubauleitung aus Berlin führt quer durch die Niederlausitz, endet aber an der sächsischen Grenze. Durch Mittelsachsen und an Dresden vorbei läuft eine Gasleitung, die umgebaut wird.

Damit sind entscheidende Hürden der Energiepolitik genommen. Die wichtigste Infrastruktur für die grüne Energiewirtschaft steht - zumindest als beschlossener Plan. Nun wissen die regionalen Verbünde und Unternehmen deutschlandweit, wie weit sie von der Autobahn der Zukunft entfernt sind. Die Netzbetreiber erhalten Planungssicherheit. Jedoch verfügt die Oberlausitz über keinen eigenen Anschluss ans Kernnetz. Das führte am Dienstag zu gemischten Redaktionen zwischen Cottbus und Görlitz.

Ab 2025 die ersten Leitungen
 

Per Wiesner, Wasserstoff-Manager der Entwicklungsgesellschaft des Kreises Görlitz, sieht zwar noch Nachholbedarf, doch „für die gesamte Lausitz ist diese Entscheidung zunächst gut und richtig, weil viele Akteure sicher planen können". Jedenfalls dann, wenn die geplanten Leitungen auch tatsächlich kommen.

Große Zufriedenheit herrschte beim Netzbetreiber Ontras, das für den Großteil der Netze in der Lausitz zuständig ist. In den nächsten Jahren will Ontras 600 Kilometer Netze bauen und umzubauen. Sprecher Ralf Borschinsky sagte Neue Lausitz: „Es ist ein guter Tag für Ontras, weil das Warten ein Ende hat und wir jetzt Nägel mit Köpfen machen können.

Auch Habeck machte sofort klar, dass es nicht bei dem präsentierten Netz bleiben würde: „Das ist die Wasserstoff-Autobahn“, sagte der Minister. So wie nicht jedes Gewerbegebiet eine Autobahnauffahrt habe, so müssten auch beim Wasserstoff noch Verteilnetze gebaut werden, an deren Regulierung man auch bereits arbeite, betonte der Minister.

Die Netzbetreiber könnten nun schrittweise die nötige Infrastruktur aufbauen. „Erste Leitungen werden ab dem nächsten Jahr umgestellt“, stellte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, in Aussicht. Bis 2032 soll der Bau des Kernnetzes abgeschlossen sein. Gesetzliche Grundlage ist das novellierte Energiewirtschaftsgesetz, das Ende 2023in Kraft trat.

Diese Leitungen sollen bis 2032 gebaut oder umgerüstet sein.
 

Dramatisch für Sachsen
 

Weit weniger enthusiastisch ist Lars Rohwer, sächsischer CDU-Abgeordneter im Bundestag. Er habe bereits letztes jahr einen Brief ans Wirtschaftsministerium geschrieben, bekam aber nicht mal eine Bestätigung, geschweige denn eine Antwort, erzählt er Neue Lausitz. „Das ist keine Art von Teilhabe“, so Rohwer. Auch an den zweiten Schritt, also das, was Minister Habeck als Bundes- und Kreisstraßen bezeichnete, glaubt der CDU-Mann nicht. „Für das Industrieland Sachsen ist das eine dramatische Entscheidung“, resümiert Rohwer. Kritik kam auch von Rohwers Parteigenosse Andreas Jung aus Baden-Württemberg. In einer Pressekonferenz kurz nach Vorstellung des Kernnetzes stellte er fest: „Dieses Ergebnis ist für uns inakzeptabel.“ 

Etwa 40 Prozent der 9.000 Kilometer Leitungen sollen neu gebaut werden. Die restlichen 60 Prozent sind Gasleitungen, die umgebaut werden. Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass knapp 19 Milliarden Euro in den Ausbau des Netzes investiert werden.

Mit der Genehmigung sind nun die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen: die Bundesnetzagentur genehmigte nur Strecken, die aus ihrer Sicht unbedingt notwendig fürs Kernnetz sind. Die drei Standortfaktoren sind Angebot, Nachfrage und Speicherung. Also wo wird viel Energie benötigt, produziert und wo lässt sie sich speichern. Den Bau des Kernnetzes übernehmen die Fernleitungsnetzbetreiber. Im Juli hatten sie einen Antrag bei der Bundesnetzagentur eingereicht, der nun positiv beschieden wurde.

Robert Saar